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Bern wählt Bewegung

Wenn Engagement die Schweiz in Bewegung hält

  • Autorenbild: Daniel Beyeler
    Daniel Beyeler
  • 19. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit

Samstagmorgen, kurz nach sechs. Während andere sich im Bett nochmals umdrehen, stehe ich auf dem Perron in Bern. Ziel: Aigle. Ein ganzer Tag J+S-Weiterbildung. Freiwillig, irgendwo zwischen Muskelkater und Idealismus.


Über dreissig Trainerinnen und Trainer aus der ganzen Schweiz trafen sich im Centre mondial du cyclisme in Aigle zum Kurs „Krafttraining für Mittel- und Langstreckenläuferinnen und -läufer U16–U20“, geleitet von Maël Bohren. Theorie, Praxis, Workshops – von der Kniebeugeentwicklung bis zur Jahresplanung für junge Athletinnen und Athleten.


Was dort geschah, war mehr als Fachwissen. Es war ein Stück gelebte Sportkultur. Menschen aus Bern, Lausanne, Visp oder Carouge diskutierten, lachten, tauschten Erfahrungen aus. Alle mit demselben Ziel: Kindern und Jugendlichen Freude an Bewegung zu vermitteln – und sie besser zu betreuen.


Das ist die stille, unscheinbare Kraft des Schweizer Sportsystems. Tausende Frauen und Männer investieren Jahr für Jahr Stunden, Tage, Wochen, damit Kinder Freude am Sport haben . Und damit die Schweiz in Bewegung bleibt. Allein unter dem Dach von Jugend + Sport sind es rund 80 000 Leiterinnen und Leiter, 10 000 Coaches und mehrere tausend Expertinnen, die sich ausbilden, Kurse leiten, Lager organisieren. Sie sorgen dafür, dass der Sport nicht an den Rändern der Gesellschaft stattfindet, sondern mitten darin.


Diese Energie hat mich beeindruckt. Weil sie zeigt, wie viel freiwilliges Engagement in unserem Sportsystem steckt. Das Wissen aus Aigle geht direkt zurück in die Vereine, in Trainingsgruppen, auf Sportplätze, in Hallen. Zu den Kindern, die vielleicht zum ersten Mal spüren, was Bewegung bedeutet: Selbstvertrauen, Freundschaft, Lebensfreude.


Darum ist klar: Wer solche Menschen hat, darf nicht sparen. Das J+S-Budget liegt bei rund 115 Millionen Franken. Ein minimaler Betrag im Vergleich zu den Gesundheitskosten. Und doch steht es immer wieder zur Diskussion. Falscher kann man Prioritäten kaum setzen.


Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr. Mehr Geld für J+S, mehr Unterstützung für jene, die sich engagieren, mehr Mut, Bewegung als das zu sehen, was sie ist: Die beste Investition in die Zukunft.


Denn Sport ist keine Nebensache. Er ist Schule fürs Leben. Er lehrt Kindern Geduld, Fairness, Teamgeist – und schenkt ihnen etwas, das kein Bildschirm kann: Freude an sich selbst.


Am Ende des Kurses, nach Stunden voller Ideen, Praxis und Diskussionen, war spürbar: Das ist das Rückgrat unseres Sports. Nicht die Profis im Stadion, sondern die Menschen, die an einem Samstag freiwillig kommen, um besser zu werden. Für andere. Und für Bewegung.

ree

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