Sport ist kein Sparposten – er ist Staatsaufgabe
- Daniel Beyeler
- vor 6 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Kaum hat sich das gesellschaftliche Leben nach der Pandemie wieder stabilisiert, kaum haben Sportvereine, Jugendlager und Bewegungsinitiativen wieder Tritt gefasst, setzt der Bund erneut zur Blutgrätsche an – diesmal gegen den Breitensport. Dabei wären genau jetzt Verlässlichkeit und Aufbruch gefragt.
Die angekündigten Kürzungen bei Jugend+Sport (J+S) treffen mitten ins Herz dessen, was in den letzten Jahren so mühsam wieder aufgebaut wurde: Gemeinschaft, Struktur, Perspektive. Nach den langen Monaten der Isolation, in denen Kinder und Jugendliche auf so vieles verzichten mussten, sind Turnhallen, Fussballplätze und Vereinsräume endlich wieder Orte der Begegnung und Orientierung geworden.
Dass ausgerechnet jetzt beim erfolgreichsten Förderprogramm des Bundes der Rotstift angesetzt wird, ist nicht nur ein strategischer Fehler – es ist eine gesellschaftspolitische Katastrophe. Über 680’000 Kinder und Jugendliche haben im vergangenen Jahr an J+S-Angeboten teilgenommen. Diese Zahl ist kein Problem. Sie ist ein Erfolg. Und sie ist ein Signal, dass der Bedarf an Bewegung, Zugehörigkeit und Sinn so gross ist wie selten zuvor.
Sport ist nicht «Nice-to-have». Sport ist Gesundheitsförderung, Integration, Prävention – für Körper, Psyche und Gesellschaft. Wer hier spart, wird später die Kosten in anderen Bereichen zahlen: im Gesundheitswesen, in der Sozialhilfe, in der psychischen Versorgung. Besonders Kinder und Jugendliche brauchen Halt, Routinen, Vorbilder. Genau das bietet der Vereinssport – und das für einen Bruchteil der Kosten anderer staatlicher Massnahmen.
Stattdessen werden ideologisch geprägte Leuchtturmprojekte durchgewinkt, deren Nutzen oft nur wenige betrifft – während die breite Bevölkerung, die Vereine in den Dörfern und Quartieren, die Trainingsgruppen auf dem Land, nun die Zeche zahlen sollen. Das ist schlicht falsch priorisiert.
Und es wirkt doppelt zynisch, wenn der Bund ausgerechnet jetzt, wenige Wochen vor der Fussball-Europameisterschaft der Frauen, die Mittel kürzt, mit der Aussicht, dass dieser Grossanlass Tausende Mädchen und junge Frauen für den Sport begeistern könnte. Was als Impuls geplant war, droht nun zum leeren Versprechen zu werden.
Wer beim Sport spart, spart an der Zukunft. Der Rotstift gehört nicht in die Turnhalle – sondern dorthin, wo Geld versickert, ohne Wirkung zu entfalten. Ich fordere, dass das Parlament diesen Fehler korrigiert.

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